Seminarbericht Boger Seminar 2010 der EAVH
Bericht über das Boger Seminar für Veterinärmediziner der EAVH vom 11.-12. Juli 2010 in Regen.
Die Boger-Methode für uns Vets
TierärzteInnen begeistert von der schnellen und präzisen Methode der Arzneimittelfindung.
Vom 10.-11. Juli 2010 veranstaltete die EAVH (Europäische Akademie für Veterinärhomöopathie) wieder eine Fachfortbildung, die allen homöopathisch interessierten und vorgebildeten TierärztenInnen offen stand.
Thema der diesjährigen Fortbildungsveranstaltung war die Boger-Methode in der Veterinärmedizin. Es war das erste Seminar europaweit, in dem diese fast in Vergessenheit geratene Methode und ihre Anwendbarkeit für die Tiermedizin demonstriert wurde.
Hauptreferent war „der“ Bogerspezialist Dr. Norbert Winter, Leiter der Schule für klassische Homöopathie in Karlsruhe. Ihm ist es zu verdanken, dass diese für die Veterinärmedizin so geeignete Methode der Arzneimittelfindung vor ca. zehn Jahren aus der Vergessenheit geholt wurde.
Cyrus Maxwell Boger, mit deutschen Wurzeln geboren 1861 in Pennsylvania, ist gerade für die Mittelfindung am Tier so geeignet, da wir TierärzteInnen es oft mit eher wenigen gut ausdifferenzierten Detailsymptomen zu tun haben, wie sie die Kent´sche Methode voraussetzt. Boger fordert, dass die Charakteristika der Arznei den Charakteristika des Kranken gegenübergestellt werden müssen, wobei eine Reduktion auf das Wesentliche erfolgen muss. Die Bogermethode überzeugt durch ihren Pragmatismus. Während andere Repertorien das Ziel haben, möglichst umfangreicher und vollständiger zu werden, punktet Bogers General Analysis (GA) mit der Reduktion auf das Wesentliche. Dabei handelt es sich beim GA um ein kleines, dünnes Büchlein mit nur 370 Rubriken, wobei jede nur wenige – für diese Rubrik absolut charakteristische – Arzneimittel enthält. Während die Intention anderer Repertorien ist, die Rubriken möglichst umfangreicher zu machen und jedes Arzneimittel mit Symptombezug anzuführen, enthalten die Boger GA-Rubriken nur absolut charakteristische Arzneimittel. Diese Reduktion auf das Wesentliche ist nichts für den Anfänger, sondern es erfordert schon eine gewisse Arbeitserfahrung und Materia Medica Kenntnisse, neben einer fundierten Einführung in diese Methode. Durch die Reduktion muss die Rubrikenwahl doppelt gut überlegt sein, d.h. ob die Rubrik wirklich den roten Faden des Patienten abdeckt, da man sonst umso leichter auf die falsche Spur geleitet wird. In Europa ist der Kent´sche Weg zur Zeit die Basis. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass zu Kents Zeiten die Homöopathen versuchten die Arzneien mit Kent, Boger, Bönninghausen und mit verschiedenen Spezialrepertorien zu lösen. Die Mittelfindung wurde nicht auf einen einzigen Weg reduziert, so wie es jetzt oft gehandhabt wird.
Bei der Beschäftigung mit Boger fällt auf, dass auch bei ihm die Betrachtung des ganzen bisherigen Lebensweges bzw. der Krankengeschichte wichtig ist. Wir werden aufgefordert, bei chronischen Problemen des Patienten die Krankengeschichte der Eltern, Großeltern, Kinder so weit wie möglich zu durchforsten und so die Wichtigkeit der Symptome zu deuten und zu bewerten, entsprechend der Miasmenlehre. Ein Symptom ist für die Mittelfindung nach Boger nur dann von Bedeutung, wenn mindestens eines der folgenden Kriterien erfüllt ist:
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Räumliche Durchdringung (Vogelperspektive), z.B. Eiterungen an verschiedenen Stellen
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Zeitliche Durchdringung (Verankerung), z.B. im Leben immer wieder Magen-Darmprobleme, ev. auch schon bei den Vorfahren usw.
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Singuläres Auftreten (Dominanz), wenn ein Symptom bzw. eine Modalität ganz besonders hervorstechend ist und alles andere überragt
Dr. Norbert Winter begeisterte die zahlreichen Zuhörer aus Österreich und Deutschland durch die spannende Darstellung der theoretischen Grundlagen und durch seine Fälle.
Ergänzend dazu zeigten Veterinärmediziner die praktische Anwendung der Boger-Methode am Tier. Wir, Gabriele und Peter Knafl, brachten einen Streifzug von Fällen aus der Kleintierpraxis, wo wir diese Methode seit nunmehr über 8 Jahren erfolgreich einsetzen. Gemeinsam mit den Teilnehmern wurden die jeweils heilenden Arzneien erarbeitet und diskutiert. Interessante Einblicke ergaben einige statistische Auswertungen unserer Praxisdaten, wobei bei der Auswertung der letzten 26.000 Ordinationen die Arbeit mit Boger beleuchtet wurde. So war das Boger-GA bei 54,4% aller Repertorisationen dabei, im Schnitt wurden 4,1 Rubriken pro Repertorisation verwendet, wobei 28% der verwendeten Rubriken Boger-Rubriken waren.
Fälle aus der Nutztierpraxis wurden von Dr. Friedrich Stockinger mit zahlreichen Mittelhinweisen und Mitteldifferenzierungen vorgestellt.
Einstimmiger Tenor nach Beendigung dieser Fachfortbildung der EAVH war, dass die Boger-Methode für uns Veterinärhomöopathen überaus geeignet ist und einen raschen, unkomplizierten Weg der Mittelfindung darstellt. Nach diesem Zweitagesseminar waren die Teilnehmer in der Lage, die vorgestellten Fälle selbständig mit dieser neu erlernten Art der Mittelfindung zu lösen.
In diesem Sinne wünschen wir Ihnen einen schönen Sommer, vielleicht mit Zeit zum Lesen der Boger Literatur.
Einige Seminareindrücke finden Sie unter: Fotos des Boger Seminars.
Dr. Gabriele & Dr. Peter Knafl