Gedenktafel bei der Birago-Kaserne enthüllt
Erstes Erinnerungszeichen an früheres KZ-Areal
Am Donnerstag, den 17. September 2020, um 16 Uhr erfolgte beim Eingang der Birago-Pionierkaserne Melk (Prinzlstraße 22, 3390 Melk) die Enthüllung einer neuen Gedenktafel im Gedenken an die frühere Funktion des Areals als KZ-Außenlager-Standort. Die Feier hat zunächst auf dem Kasernengelände in einem jener Gebäude, dem sogenannten „Objekt 15“, begonnen, die zwischen April 1944 und April 1945 als Häftlingsunterkünfte – sogenannte „Blöcke“ – genutzt wurden. Dort führte der Obmann des Vereins MERKwürdig – Zeithistorisches Zentrum Melk, Alexander Hauer, durch das Programm.
Judith Mandlburger vom Verein MERKwürdig verliest die Botschaft von Guy Dockendorf, Foto: M. Grubner
Nach Grußworten des Gastgebers, Bataillonskommandant Michael Fuchs, verlasen Christina Kandler und Christian Rabl (beide Zeithistorisches Zentrum Melk) eine Reihe von Erinnerungstexten ehemaliger Melker Häftlinge. In Summe waren rund 14.400 KZ-Häftlinge in diesem größten Mauthausen-Außenlager auf niederösterreichischem Boden binnen eines Jahres interniert und wurden unweit von Melk in einer Stollenanlage bei Roggendorf zur Zwangsarbeit herangezogen. Im Anschluss daran wurden Statements des Präsidenten des Comité International de Mauthausen, Guy Dockendorf, sowie von Thomas Guichet, Urenkel des ehemaligen Melker Häftlings René Guichet, verlesen. Bevor die Gäste alle gemeinsam den Weg in Richtung Gedenktafel beschritten, war noch der zweite Präsident des NÖ Landtages, Gerhard Karner, am Wort und bedankte sich für die Umsetzung der Gedenktafel, an der die Kulturabteilung des Landes NÖ (und hier ganz speziell deren stv. Leiter Martin Grüneis) maßgeblich beteiligt war. Als besondere Ehrengäste durften wir Ada und Nada Starc begrüßen – die Tochter bzw. Enkelin des in Melk ermordeten Jože Starc, die es sich trotz Corona-Pandemie nicht nehmen ließen, eigens zur Enthüllungsfeier die weite Reise aus dem slowenischen Sveti Anton anzutreten.
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Bei der Enthüllung der Gedenktafel: Martin Jawurek, Michael Fuchs, Gerhard Karner und Martin Grüneis, Foto: Franz Gleiß
Die Gedenktafel trägt die Inschrift:
„In der Zeit von 21. April 1944 bis 15. April 1945 bestand auf dem Gelände der Birago-Kaserne Melk eines der größten Außenlager des KZ Mauthausen. Auch in diesem Lager wurden mehrere tausend Menschen ermordet. Wir gedenken der Opfer des NS-Terrors.“
Auf einer kleinen Zusatztafel, die direkt unterhalb der Granittafel ergänzt wurde, ist die Inschrift übersetzt in acht weitere Sprachen verewigt. Sie soll symbolisch auf die große Internationalität innerhalb der Häftlingszwangsgesellschaft verweisen. In Summe befanden sich Männer aus weit über 30 Ländern (nach heutiger Lesart) im Melker KZ-Außenlager, sie sprachen zumindest 37 verschiedene Muttersprachen.
Ein Meilenstein der Gedenkkultur: Die neue Gedenktafel beim Eingang zur Birago-Kaserne Melk, Foto: Franz Gleiß.
Im Anschluss an den offiziellen Teil nutzten noch einige der - trotz Corona zahlreich erschienenen - Gäste die Gelegenheit und nahmen an einem geführten Rundgang über das ehemalige KZ-Areal sowie zur KZ-Gedenkstätte im ehemaligen Krematorium Teil. Durchgeführt wurde der Rundgang von Wolfgang Fehrerberger, der im Team des Zeithistorischen Zentrums Melk die Vermittlungsagenden betraut.