Gedenken im Melker "Objekt 10": NÖ Landestheater spielt "Nathan 575"
21./23. April 2020, 19.30 Uhr
Im Gedenken an die Eröffnung des KZ-Außenlagers Melk vor 76 Jahren finden am 21. und 23. April 2020 im ersten Stock des historischen Gebäudes "Objekt 10" jeweils Gedenkverstaltungen mit Gastspiel des NÖ Landestheater statt. Eine Kooperation mit dem Erinnerungsbüro des NÖ Landestheaters.
KOSTENLOSE RUNDGÄNGE: An beiden Abenden besteht im Vorfeld der Theateraufführung ab 18.15 Uhr die Möglichkeit eines kostenlosen Rundgangs auf der KZ-Gedenkstätte Melk. Treffpunkt: 18.15 Uhr beim Eingang zur KZ-Gedenkstätte Melk (Schießstattweg 2).
ACHTUNG! Begrenztes Platzangebot: Anmeldung unter info@melk-memorial.org bzw. unter 0677/363 58 882 (Tonband).
Nathan 575 - zum Inhalt
In seiner szenisch-musikalischen Einrichtung „Nathan 575“ konfrontiert das Regie-Duo Ludwig Wüst und Maja Savic zentrale Szenen aus G. E. Lessings „Nathan der Weise“ mit ZeitzeugInnenberichten von geflüchteten Jüdinnen und Juden aus Niederösterreich. Während bei Lessing Emotion und Religiosität in einen lebendigen Konflikt geraten und in der Ringparabel ihre Versöhnung finden, bezeugen die biografischen Originaltexte Menschlichkeit und Mitgefühl in Zeiten der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik. Es spielen die Ensemblemitglieder des Landestheaters Niederösterreich Tobias Artner und Emilia Rupperti, als Gast ist der beliebte ehemalige Landestheaterschauspieler Helmut Wiesinger zu erleben, und der wunderbare Akkordeonist Helmut Stippich begleitet die Produktion musikalisch.
Zur Geschichte des 'Objekts 10'
Am 21. April 1944 wurden die ersten 500 KZ-Häftlinge mit dem Zug aus dem KZ Mauthausen kommend in das neu eröffnete KZ-Außenlager Melk überstellt. Einquartiert wurden die überwiegend französischen "Schutzhäftlinge" (politische Häftlinge) im ersten Stock des "Objekt 10" in der Biragokaserne, die ab April 1944 vollständig zum KZ-Standort umfunktioniert und um viele Holzbaracken erweitert wurde. Das "Objekt 10" beherbergte später einen der sogenannten "Judenblöcke", im Erdgeschoss des früheren Garagengebäudes befand sich die Häftlingsküche. Am 8. Juli 1944 wurde das Gebäude im Zuge eines Luftangriffes von US-Flugzeugen schwer beschädigt, mehr als 220 KZ-Häftlinge kamen ums Leben. Bis heute sind auf den Deckenbalken des Objekts 10 zynische Sprüche aus der NS-Zeit erhalten, wie "Arbeit macht frei", "Jede Arbeit adelt" oder "Recht oder Unrecht. Mein Vaterland".
Foto: Thomas Keplinger, Worte im Dunkel