Wasserhochbehälter am "Kupferschmiedkreuz"
Der französische KZ-Häftling Jean Varnoux, katholischer Priester aus Limoges, war einer von rund einem Dutzend französischer KZ-Häftlinge, die im sogenannten „Sdraule-Kommando“ (Franz Sdraule war damals als Baumeister in Melk tätig) verschiedene Infrastrukturprojekte im Umfeld des KZ-Außenlagers Melk umsetzen musste.
Darunter auch der Bau des Wasser-Hochbehälters sowie des Krematoriums Melk. Im Jahr 2020 wurde der noch heute erhalten gebliebene Wasserhochbehälter im südlichen Melk in einem Waldstück nahe des sogenannten "Kupferschmiedkreuzes" unter Denkmalschutz gestellt. Die Errichtung dieses Hochbehälters, der eine Länge von ca. 18 Metern, eine Breite von 12,60 Metern aufweist und dessen Fassungsvermögen 530 Kubikmeter Wasser beträgt, war für die KZ-Zwangsarbeiter unter Sdraules Kommando mit großen Entbehrungen verbunden. Jean Varnoux erinnerte sich später an die leidvollen Erfahrungen, die er und seine Häftlingskameraden bei den Bauarbeiten gemacht haben:
„Gleichzeitig wurde auf dem Hügel Himmelsschloss in Melk ein Reservoir gebaut, damit unsere Nachfolger Wasser haben. An den ersten Tagen entfernten wir die Baumstümpfe von wunderbaren Eichen sowie Gestrüpp und Unterholz, um die Grube zu graben. Am 1. Oktober hatten wir schon ca. 60 cm tief gegraben. Dann begann der Regen. Wir bildeten drei Teams: eines grub mit der Hacke, eines schaufelte und das dritte karrte die Erde weg, zum Rand der Grube, auf Brettern, die durch den Regen rutschig geworden waren.
Am 2. Oktober regnete es ohne Unterlass; wir führten Schubkarren voll mit Schlamm nach oben. Da wir uns bei der Arbeit abwechselten, waren wir alle durchnässt und voller Schlamm, weil wir auf den Brettern mit den Schubkarren ausrutschten und uns im Schlamm wiederfanden. Und – als zusätzliches Pech – war unser „Posten“ an diesem Tag besonders schlecht aufgelegt, wahrscheinlich, weil er ein überzeugter Nazi war! Er schrie den ganzen Vormittag hindurch! Zu Mittag kamen wir klatschnass zurück ins Lager. Bei der Rückkehr um 13 Uhr entschieden wir, nicht mehr zu arbeiten und verkrochen uns im Geräteschuppen. Wir hörten dann einen ernsten Streit zwischen Franz Mosgöller und dem „Posten“. Franz wollte den Soldaten überzeugen, dass unsere Arbeit völlig zwecklos war, weil wir nur Schlamm aus der Grube beförderten. Dieser meinte aber, dass nur Sdraule die Anweisung zur Einstellung der Arbeit geben konnte…. Herr Sdraule war in Wien.
Der „Posten“ hatte natürlich Recht, und wir arbeiteten unter den gleichen Bedingungen wie am Vormittag weiter. Ich weiß nicht mehr, wer angefangen hat, aber wir sangen wie die Irren, ein „best of“ von Studenten- und Wacheliedern… Unser Nazi war perplex! Wie konnte diese Rasse von „Zurückgebliebenen“ Wesen solche moralische Stärke hervorbringen? Um 16.30 Uhr – statt um 18 Uhr – ließ er uns die Arbeit beenden und zurück ins Lager gehen.“
... aus den Erinnerungen von Abbe Jean Varnoux, "Clartés dans la Nuit.
Der - heute renovierte - Wasserhochbehälter zwischen Hub und Pielachberg. Foto: Rabl
Ein weiterer Wasserhochbehälter, welcher der Nutzwasserversorgung der Stollenanlage in Roggendorf diente, wurde auf einer Anhöhe oberhalb des Ortes Pielachberg errichtet. Er ist Teil eines Wasserleitungsbaus, der von der Donau bei Hub bis nach Roggendorf führte. Auch hier wurden zahlreiche KZ-Häftlinge von der Lager-SS unter schwersten Bedingungen zur Zwangsarbeit ausgebeutet.